User:OberMegaTrans/SS2016Erinnerungskultur

1) AnirbasFrTrans

Erinnerungskultur bezeichnet den Umgang des Einzelnen und der Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit und ihrer Geschichte.


Definition

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Im strengen Sinne bezeichnet Erinnerungskultur die Gesamtheit der Verhaltenskonfigurationen und sozial zugelassener oder erworbener Umgangsformen einer Gesellschaft oder Gruppe damit, Teile der Vergangenheit im Bewusstsein zu halten und gezielt zu vergegenwärtigen. Im Zentrum stehen dabei in erster Linie die kollektiven wie subjektiven Wahrnehmungen historischer Zusammenhänge aus einer aktuellen Perspektive, weniger die Darstellung historisch-objektiven Wissens. Es kann zwischen einer privaten und einer öffentlichen Erinnerungskultur sowie deren jeweiligen regelmäßigen und ereignisbasierten Elementen unterschieden werden. Markant für eine Kultur des Erinnerns ist, dass kollektive Wahrnehmungen die subjektiven Wahrnehmungen prägen. Einfluss auf die Erinnerungskultur haben gesellschaftliche Auseinandersetzungen, Verhältnisse und Probleme. Durch eine ausgeprägte Erinnerungskultur werden die nicht so herausgestellten Elemente jedoch dem Vergessen preisgegeben.[1] Beispiele für eine private bzw. subjektive Ausformungen der Erinnerungskultur sind Familienalben, Ahnenforschung oder verschiedene Jubiläen mit persönlichem bzw. auch familiärem Bezug. Bei bestehendem öffentlichem Interesse können Werke der Erinnerungskultur amtlich zu Kulturgut oder auch zum Kulturdenkmal ernannt werden.

Ausdruck und Formen

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Ausdruck findet gerade die öffentliche Erinnerungskultur in einem vielfältigen Spektrum von Initiativen und Herangehensweisen, wozu in erster Linie die Archivierung der Informationen, deren wissenschaftliche Aufarbeitung und letztendlich die öffentliche Dokumentation sowie sonstige mediale Darstellung gehören. Neben diesen eher ereignisabhängigen Formen spielen auch Gedenkstätten, Gedenktage und Denkmale eine größere Rolle.


"Erinnerungskultur", or Remembrance Culture, is the interaction of an individual or a society with their past and history.

Definition

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In the strict sense, Remembrance Culture is all of the behavioral configurations and socially approved or acquired manners of a society or group used to keep parts of the past in their consciousness and thus deliberately make it present. The central theme is not the display of historical and objective knowledge but primarily collective and subjective perceptions of historical connections to the past from a current perspective. One can distinguish between private and public Remembrance Culture plus their respective regular and event-based elements. The striking thing about a culture of remembrance is the fact that collective perceptions shape subjective ones. Social conflicts, relationships and problems influence a Remembrance Culture. In a pronounced culture of remembrance, less emphasized elements are likely to be forgotten.[1] Family albums, genealogical research or anniversaries with personal or familistic significance are examples for private or subjective forms of Remembrance Culture. Works from a Remembrance Culture can officially be designated as cultural artefacts or cultural monuments if there is a longstanding public interest.

Expression and forms

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Particularly within the public culture of remembrance, expressions can be found in a variety of initiatives and approaches, for example the archiving of information, its scientific renovation and finally public documentation and other media presentation. Apart from these forms which are more linked to the event itself, other crucial forms of Remembrance Culture are memorial sites, commemoration days and monuments.


2) Languages101


Bestimmte Anlässe wie zum Beispiel der Historikerstreit geben jedoch immer wieder Impulse für in der Regel kurzfristige, aber dafür intensive gesellschaftliche Diskussionen um einzelne Themenbereiche. Diese berühren dabei sehr schnell Interessen der Politik und sind damit auch einer potenziellen Instrumentalisierung durch aktuelle Interessen unterworfen. Dabei sind Fragen der öffentlichen Erinnerung und somit Geschichtswahrnehmung eng mit Fragen der Legitimation von Machtansprüchen und jenen einer nationalen Identitätsstiftung verbunden. Dies führt in vielen Fällen zu einer staatlichen Ritualisierung der Erinnerungskultur und bedingt auch eine Reihe von gesellschaftlichen Tabus. Diese Politisierung der Erinnerungskultur wird insbesondere sichtbar bei Regimewechsel, bei denen die bisherige Deutung mancher historischen Ereignisse durch die neue Macht verändert wird. Ein sichtbares Beispiel kann dann das Umgehen mit Denkmalen sein, die an Helden des voriges Regimes erinnern, die aber nach dem Regimewechsel nicht mehr dasselbe Ansehen genießen. Hieran ist insbesondere das Gelingen oder Versagen einer Geschichtsaufarbeitung geknüpft.

Beispiele

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In Deutschland, Österreich und vielen anderen Ländern ist Erinnerungskultur im Wesentlichen ein Synonym für die Erinnerung an den Holocaust[2] und die Opfer der Zeit des Nationalsozialismus. Völkermorde zeigen sich jedoch auch in vielen anderen Ländern als zentrale Aspekte der Erinnerungskultur mit teilweise erheblichem Konfliktpotenzial, insbesondere wenn dies auch heute noch benachteiligte Minderheiten betrifft. Beispiele hierfür sind Namibia (Aufstand der Herero und Nama), Armenien und Türkei (Völkermord an den Armeniern) und Ruanda (Völkermord in Ruanda). Auch andere Felder wie die Apartheid in Südafrika, die Terrorherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha, die Taten Stalins in der Sowjetunion bzw. Maos in China oder die Kriegsverbrechen der japanischen Armee in Ostasien während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs haben noch heute eine große politische Bedeutung mit mehrheitlich stark ritualisierten Erinnerungsformen, sind aber dennoch in großen Teilen nur unzureichend aufgearbeitet.


Certain events like for example the Historians Dispute rather provide a constant discussion platform for it in the short term but there are many intense social discussions surrounding it from different topic areas. They very quickly touch on political interests and with them; for that reason they are also subjected to a potential instrumentalisation through current affairs. Thereby, questions concerning the Culture of Remembrance and, thus the perception is closely linked with questions regarding authorizing claims to power and that of creating a national identity. In many cases, this leads to the government ritualization of the Culture of Remembrance and determines a number of taboos in society. The politicization of Errinerungskultur is above all noticeable in regime changes, in which the previous understanding of past events is altered under new leadership. An obvious example is the way in which we approach monuments, which commemorate heroes from past regimes in the past. They however are not honored in the same way following a change in regime.

Examples: In Germany, Austria and in many other countries, the Culture of Remembrance is essentially a synonym for remembering the Holocaust and the sacrifices made during National Socialism.

However, a central aspect of the Culture of Remembrance is not only the German experience, but also genocides that have occurred or are still occurring in other countries- especially when this also still effects disadvantaged minorities. Examples of this are Namibia (the Riot of Herero and Nama), Armenia and Turkey (the Armenian Genocide) and Rwanda (the Rwandian Genocide). There are also examples like the Apartheid in South Africa, the Reign of Terror of the Red Khmer in Cambodia, the Tatenstalins in the Soviet Union etc. Chairman Maos’s regime in China or the war crimes committed by the Japanese army in eastern Asia during the Second Sino-Japanese War still are of huge significance with their predominantly strong, ritualized ways of remembrance. They are nevertheless in many respects not properly reviewed. 

3) Solamente.multi

Eine Beschäftigung mit verschiedenen Erinnerungskulturen trägt zu einem besseren Verständnis der historischen Ereignisse und der Vielfalt der Erinnerungen bei, insbesondere in einem multiethnischen Kontext, wie man ihn in der europäischen Geschichte öfter antrifft. Die Verschiebung von Grenzen und die massenhaften Bevölkerungswanderungen, die im 20. Jahrhundert stattfanden, führen zu einer „Verschichtung“ der Erinnerungen, insbesondere in Ländern wie der Ukraine, wo die Bevölkerung sich im Zweiten Weltkrieg drastisch verändert hat. Eine Stadt wie Czernowitz hat durch die Shoah einen erheblichen Teil ihrer Bevölkerung verloren, aber es bleiben noch Spuren dieser jüdischen Kultur, die als Ansatz einer Erinnerungskultur dienen können.[3]

An den Völkermord Porajmos an der europäischen Roma-Bevölkerung im Nationalsozialismus erinnern Geschichtsmuseen und Gedenkstätten in Polen, Tschechien, Ungarn und Deutschland. Deutsche Gedächtnisstätten sind das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma.

Bernd Ziesemer schrieb 2012:[4]

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 rückte der 20. Juli 1944 schnell in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung über den Zweiten Weltkrieg und die nationalsozialistische Herrschaft. Der Historiker Norbert Frei spricht von einem 'Erinnerungskampf', der die frühen fünfziger Jahre in hohem Maße prägte.[5]

Internationale Zusammenarbeit im Bereich der Erinnerungskultur

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In Europa gilt die deutsch-französische Zusammenarbeit bei der Erinnerung als Muster, das sich auf andere Länder übertragen lässt, wie zum Beispiel zwischen Deutschland und Polen. Diese beide Länder müssen eine schmerzhafte gemeinsame Vergangenheit verarbeiten, um die gegenwärtigen Beziehungen zu festigen. Es gibt u.a. einen multi-perspektivischen Dialog. In der europäischen Geschichte bieten sich viele Ereignisse für einen Vergleich der verschiedenen Erinnerungskulturen an.[6]

Konservierung, Restaurierung und Rekonstruktion

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Ein Bereich der Erinnerungskultur bleibt häufig aus dem Blick: die Konservierung, Restaurierung und Rekonstruktion von historischen Objekten, eine Aufgabe, für die insbesondere die Einrichtung Weltkulturerbe der UNESCO das Bewusstsein schärfen und internationale Förderung sichern will.
A study of different countries’ Erinnerungskultur (PROBLEM-This is a German term, for which we have no exact English translation) contributes to a better understanding of historical events and the diversity of memories, especially in a multi-ethnic context, as is often the case in European history. The shifting of boundaries and the mass population movements that took place in the 20th century, led to a "Verschichtung" (overlapping) of memories, especially in countries such as Ukraine, where the population changed dramatically during World War II. Cities, such as Chernivtsi lost substantial portions of their population due to the Shoah (CULTURAL PROBLEM-This term is very uncommon in English, we would usually say Holocaust) ; however there are still traces of Jewish culture that can serve as an aid to Erinnerungskultur. [3]
History museums and memorials in Poland, Czech Republic, Hungary and Germany commemorate the Porajmos genocide (also known as the Romani genocide or Romani Holocaust) of the European Romani (Gypsy) population by the government of Nazi Germany. German memorial sites are, for example: the Memorial to the Sinti and Roma of Europe murdered under the National Socialist Regime located in Berlin, and The Documentary and Cultural Centre of German Sinti and Roma found in Heidelberg. (PROBLEM-English translations of official monuments, needed to mention the location of memorial monuments, due to vague names and no Wikipedia page to link to)
Bernd Ziesemer wrote in 2012: [4]
   After the founding of the Federal Republic of Germany in 1949, 20th July 1944, the date of the failed assassination attempt on Hitler (known as the 20 July Plot), moved quickly into the center of political debate about the Second World War and the Nazi regime. The historian Norbert Frei speaks of a 'Memories struggle' that was one of the most prominent marks of the early fifties. [5]
International cooperation in the field of Erinnerungskultur
In Europe, the Franco-German co-operation with the Remembrance serves as an example that can be used by other countries, such as between Germany and Poland. These two countries need to process a painful shared past in order to strengthen their current relations. There is, among other things, a multi-perspective dialogue, as in European history, there are many events with which to make a comparison of the various countries’ versions of Erinnerungskultur. [6]
Conservation, Restoration and Reconstruction
The preservation, restoration, and reconstruction of historical objects is an area of the Erinnerungskultur that is often behind the scenes, and is a task for which UNESCO’s World Heritage Site wants to raise awareness and secure international funding.

4) SirWinterbottom

Dazu zählen Schriftstücke (Gefahr des Zerfalls des Beschreibmaterials oder der Unfähigkeit, es noch zu lesen – insbesondere bei digital archivierten Texten, Rekonstruktion durch Entzifferung des Palimpsestes), Kunstwerke (Aufdecken des Entstehungsprozesses eines Kunstwerkes, aber auch Rekonstruktion eines hypothetischen Originalzustandes wie bei der Restaurierung der Sixtinischen Kapelle) sowie Bauwerke.

[[Datei:2003-05-17 Dresden Frauenkirche Wiederaufbau.jpg|mini|hochkant|Bild aus der Zeit des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche (Mai 2003), die alten schwarzen Gebäudeteile sind deutlich erkennbar]] mini|links|hochkant|Teilansicht des Gebäudeensembles der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 2004 Hier stehen divergierende Haltungen der Erinnerungskultur nebeneinander und gegeneinander. Zum einen kann strikte Konservierung eines vorgefundenen Zustandes versucht werden (zum Beispiel nach einem Bombenangriff die Beibehaltung des Trümmerhaufens, wie es bei der Dresdner Frauenkirche lange geschah) oder die Integration des Überlieferten in ein neues Gesamtbauwerk (wie etwa bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin von Egon Eiermann oder der Pinakothek in München von Hans Döllgast). Man kann Restaurierung im Sinne Eugène Viollet-le-Ducs Herstellung eines ursprünglich gedachten, vollkommenen Zustandes vornehmen oder eine Rekonstruktion, wie sie in Warschau und Danzig mit ganzen Straßenzügen und ähnlich am Frankfurter Römerberg geschah, oder – recht problematisch – wie in der wilhelminischen Epoche mit der römischen Saalburg. Während die Warschauer Rekonstruktion zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt wurde, wurde die Römerberg-Rekonstruktion im Geiste Georg Dehios von dem Architekten Rudolf Schwarz aus historischen und ethischen Gründen abgelehnt.

Eine besondere Art von Rekonstruktion liegt vor, wenn ein historisches Gebäude, das eine Geschichtsepoche repräsentiert (wie etwa der Palast der Republik in Berlin), durch eine Rekonstruktion von etwas vorher Vorhandenem ersetzt werden soll. Ein weiteres Beispiel dazu ist die Nutzungsgeschichte von Prora auf Rügen, die zugunsten des geplanten (nie vollendeten) KdF-Seebades offiziell kaum erinnert wird. Die Kaserne Prora gehörte zu den größten und berüchtigtsten Militärstandorten in der DDR mit enormer systemstabilisierender Funktion. Deren Geschichte wird in den Medien kaum erwähnt, die Dokumentation bleibt in erster Linie Zeitzeugen überlassen.[7][8][9]
These include writs (danger of the decay of the material or the inability to read it - especially when the texts are digitally archived, or the reconstruction by deciphering the palimpsest), artworks (reveals of the origination process of an artwork, as well as the reconstruction of a hypothetical original state as was for example the case with the restoration of the Sistine Chapel), as well as buildings.

[[Datei:2003-05-17 Dresden Frauenkirche Wiederaufbau.jpg|mini|hochkant|Reconstruction of the Frauenkirche in Dresden Dresdner Frauenkirche (May 2003), the old, black parts of the building are distinctly discernible]] mini|links|hochkant|Partial view of the group of buildings of Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 2004 Divergent approaches are visible in close proximity here. The preservation of an encountered event can be possible (for example the retention of wreckage after a bomb attack as was the case with the Frauenkirche in Dresden for a while), or the integration of a memory into a new building (as was the case with the Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin, that was built by Egon Eiermann or the pinacotheca in Munich built by Hans Döllgast. Restoration can be done following Eugène Viollet-le-Duc's idea of the fabrication of an originally intended, entire condition or a reconstruction as it happened in Warsaw and Gdansk with complete streets as well as at Römerberg Frankfurt, or -not without problems- with the Roman Saalburg during the Wilhelmine era. Whilst the Warsaw reconstruction ended up to be declared Unesco World Cultural Heritage, the reconstruction of the Römerberg, built by the architect Rudolf Schwarz in the spirit of Georg Dehios, was rejected for historical and ethical reasons.

It is a special case in reconstruction when a historical building that represents an historical era is being replaced by a reconstruction of something that existed before (for example the Palast der Republik in Berlin). A further example of this would be the history of Prora on the German island Rügen that is hardly remembered for the benefit of the (never completed) KdF-sea resort. The barrack Prora was one of the biggest and most notorious military bases in the DDR with an enormous systematic stabilizing function. Its history is rarely mentioned in the media and the documentation is primarily left to contemporary witnesses.

5) Suomalainen65

Ein aktuelles Beispiel von Rekonstruktion liegt bei der Frauenkirche Dresden vor. Hier spricht man von Anastylose, weil für viele noch vorhandene Steine ihre genaue Position im alten Bau berechnet wurde und diese alten Teile im neuen Bau sichtbar erhalten bleiben. Der Dresdner Lyriker Durs Grünbein kennzeichnet diesen Versuch der Rekonstruktion mit kritischer Distanz unter dem Titel Chimäre Dresden: Einen tragischen Untergang hatten andere Städte auch, keine jedoch

kultivierte die Erinnerung an die Zeit vor der Zerstörung mit soviel schmerzvoller Nostalgie, keine lebte so sehr vom Phantombild ihrer einstigen weltstädtischen Silhouette.

Ähnliche Konflikte gab es unter anderem um den Wiederaufbau des Heidelberger Schlosses (der unterblieb).
A recent example of reconstruction can be found at the Frauenkirche Dresden. Anastylosis is the right term to be used here, as the right position of many still existing stones in the old construction was calculated, and these old parts in the new construction were visibly preserved.

A lyricist from Dresden, Durs Grünbein, denotes this attempt of reconstruction with a critical distance by using the title Chimäre Dresden (chimera of Dresden): other cities had also a tragic downfall, however, none of them cultivated the memory of the time before the destruction with so much painful nostalgia, none of them lived so much through the identikit of their former cosmopolitan silhouette.

Similar conflicts arose i.e. during the reconstruction of Heidelberger Schloss (which remains undone).
Zur aktuellen Diskussion 
In der Veranstaltung Memorial Mania[10] wurde 2011 über angemessene Zeitpunkte für die Errichtung von Denkmälern und die Gefahr einer Instrumentalisierung von Denkmälern für soziale Durchsetzungskämpfe gesprochen. Der amerikanische Denkmalexperte James Young, der den Begriff Counter-Memorial (Gegen-Denkmal) prägte, um die im Blick auf den Holocaust entstandene Denkmalästhetik zu charakterisieren, stellte das New Yorker Mahnmal an Ground Zero in diese Denkmaltradition.[11] Weitere prominente aktuelle Konflikte um Erinnerungskultur sind unter anderem die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses an Stelle des Palastes der Republik, die per Anastylose wiederhergestellte Dresdener Frauenkirche und der Ausbau der als KdF-Seebad geplanten, jedoch zur stalinistischen Großkaserne ausgebauten Anlage von Prora auf Rügen zur Luxusimmobilie.[12]

Current discussion

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In 2011, during the event “Memorial Mania“, there was a talk about the appropriate moments for the construction of the monuments and the danger of the exploitation of the monuments for social enforcement. An American monument expert James Young, who defined the concept Counter-Memorial in order to characterize the view of the Holocaust-originated monument aesthetics, included the Ground Zero Monument in New York to this tradition. Other prominent and current conflicts about the culture of remembrance are i.e. the reconstruction of Berliner Stadtschloss in the place of the Palast der Republik, Dresdner Frauenkirche that was restored via anastylosis, and the expansion of site of Prora (that was planned to be in KdF-Seebad, but was however extended to Stalinist barracks) in Rügen to luxus estate.
Rolle bei der Stiftung nationaler Identität 
Beim Streit um das Berliner „Holocaust-Mahnmal“ spielte eine Erinnerungskultur, eine historische Trauer nur eine nachgeordnete Rolle.[13]] Seine eigentliche Bedeutung besteht laut Jan-Holger Kirsch[14] in einer „Neudefinition ‚nationaler Identität’ im vereinten Deutschland“. Das Mahnmal gilt als prominentes Exponat einer „Berliner Republik“ bei der Bekenntnisse zur Nation und Bekenntnisse zur historischen Schuld nicht mehr als Widerspruch empfunden werden[15]. Der Holocaust wird dabei in den Dienst einer Identitätspolitik genommen, bei der insbesondere die Juden trotz ostentativer Vereinnahmung erneut ausgeschlossen werden.[16]

Role in the foundation of national identity

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Culture of remembrance, a historical sorrow, was only of minor importance in the conflict of the Berliner “Holocaust Monument”. According to Jan-Holger Kirsch, its proper significance consists in “redefining of ‘the national identity’ in the unified Germany”. The monument is considered to be a prominent exhibit of the Berliner Republic, in which the acknowledgements of nation and historical guilt are not seen as contradiction anymore. Thereby, the holocaust can be used as a form of identity politics through which especially Jews are excluded once more.


6) Skaestro

Dementsprechend wurde das Holocaustgedenken der heute in Deutschland und Österreich lebenden Juden jahrelang vernachlässigt. Hier finden sich als Extreme die Majorisierung des Gedenkens durch Nichtjuden wie die Delegation von wichtigen geschichtspolitischen Entscheidungen an herausragende Juden.[17] Die Mahnmalinitiatorin Lea Rosh hatten mehrfach Kontroversen mit verschiedenen jüdischen Vertretern, die ihr oder ihrem Vorhaben kritisch gegenüberstanden, so gegenüber Julius H. Schoeps, Rafael Seligman und anderen.[18]

Natürlich ist es wichtig, daß die Juden zustimmen können, aber die Auslober sind der Bund, das Land und wir. Ich habe dem damaligen Vorsitzenden des Zentralrats, Heinz Galinski, gesagt: 'Halten Sie sich da raus, die Nachkommen der Täter bauen das Mahnmal, nicht die Juden. Aber es wäre schön, wenn Sie nicken könnten.' Galinski sagte, er werde nicken.[17]

Galinskis Nachfolger Ignaz Bubis kam wegen zentraler organisatorischer Aspekte in Konflikte mit Rosh Mitstreiter Eberhard Jäckel.[17] Dies ging soweit, daß Mitte der 1990er Jahre jüdischen Organisationen die Zuständigkeit oder Partizipation bei den ostdeutschen Gedenkstätten verweigert werden sollte. Galinskis Nachfolger Ignatz Bubis stimmte nicht zu, erkannte Roshs Engagement als Nichtjüdin[19] zwar an, versuchte sich aber einer Vereinnahmung zu entziehen. Die Kontroverse wurde zugunsten einer Minderheitsbeteiligung jüdischer Organisationen entschieden.[17]

Eine wichtige Rolle hatte zudem der Mitte der 1990er ausgetragene Konflikt zwischen dem Zentralrat und dem damaligen Bundeskanzler um die Ausgestaltung der Neuen Wache in Berlin. Diese wurde von ersterem unter der Bedingung akzeptiert, ein zentrales Holocaustmahnmal wie von der Initiative Rosh und Jäckels initiiert zu bauen, aber dafür dort keine anderen Opfergruppen wie z. B. Sinti und Roma zuzulassen.[20][21]

As a result the remembrance of the Holocaust has been neglected by the Jews living in Germany and Austria today for many years. The extremes in here are the staging of remembrance through non-Jews as well as a delegation of important historical and political decisions for prominent Jews. Several times Lea Rosh, the initiator of the memorial, had a dispute with various Jewish representatives who were critical towards her or her plans, Julius H. Schoeps, Rafael Seligman and others for instance.

Certainly it is important that Jews can agree with, though the organizers are the German Federal State, the country and us. I told Heinz Galinski, former chairman of the Central Council of the Jews: ‘Keep out of it; the descendants of the perpetrators will build the monument, not the Jews. But it would be nice if you could nod.” Galinski said he will nod.
A conflict between Ignaz Bubis, Galinski’s successor, and Rosh’s companion Eberhard Jäckel arose due to central aspects of organization. In the mid 90s Jewish organizations were not allowed to lead or participate in memorials in Eastern Germany. Ignaz Bubis disagreed and tried to detract from collection, though he honored Rosh in her service as a non-Jewish person. A minority holding through Jewish organization was decided on.

A conflict between the Central Council of the Jews and former Federal Chancellor Helmut Kohl played an important role when it came to the arrangement of the 'Neue Wache' in Berlin. The Council accepted it in condition that a central Holocaust memorial would be built, as initiated by Rosh and Jäckel, thus no other group of victims is allowed in there, e.g. Sinti and Romanis.


7) fabulousfräulein

Kritik an der Erinnerungskultur

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Authentizitätsverlust durch Sakralisierung

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Der Historiker K. Erik Franzen kommentiert in einem Dachau-Artikel, die Topographie des Geländes habe durch die Errichtung verschiedener sakraler Gedenkorte mit der Leitidee christlicher Versöhnung eine stark religiöse Ausrichtung erhalten. "Der "authentische" Ort löste sich im Zuge des Umgangs mit der Vergangenheit nahezu auf - falls es authentische Orte überhaupt gibt."[22]

Suggestive Musealisierung

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Die Literaturwissenschaftlerin und Holocaustüberlebende Ruth Klüger hat in ihrer Autobiografie Weiter leben. Eine Jugend unter anderem am Beispiel Dachaus die Eignung von Erinnerungsstätten als Lernorte und Museen bestritten. Dachau sei so sauber und ordentlich, es wirke geradezu einladend, indem es eher an ein Ferienlager erinnere als an gefoltertes Leben.[23] In einem Gespräch über die zunehmende Memorialisierung der Erinnerung äußerte sie,„Pathos und Kitsch“ würden den Blick auf die Realität verstellen und auch den Opfern nicht gerecht werden.[24] Aleida Assmann kommentiert, für Klüger seien die „musealisierten Erinnerungsorte“ zu „Deckerinnerungen“ geworden. [25]

Verfälschende Sprache

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Sigrid Jacobeit[26] analysiert die verfälschende Sprache des Gedenkens:

Sprache des Gedenkens ritualisiert, sie selektiert, variiert, vereinheitlicht und tendiert dazu, eindeutige, der jeweiligen Gesellschaft entsprechende Geschichtsbilder zu transportieren. Die Vergangenheit wird entkontextualisiert, damit von den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Konzepten entkoppelt, und es wird gar der Versuch unternommen, „die Vergangenheit zu bewältigen und für alle Zeiten unschädlich zu machen“. „Nie wieder !“ – steht hierfür als mahnend-trügerische Losung.[27]

Schablonen

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Jan Assmann sieht ein „bedrohliches Symptom“ darin, dass die Kultur der Erinnerung teilweise zur „Schablone“ wird, wobei das Passförmige als das Authentische gilt und das Nichtpassförmige abgestoßen wird.

Critique of Errinerungskultur

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Loss of Authenticity Through 'Sacrilisation'
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The historian K. Erik Franzen comments in an article about Dachau, that the topography of the site has maintained a strong religious focus through the construction of different religious memorials that encourage the guiding principle of Christian reconciliation. "The "authenticity" of the site has virtually disintegrated as part of its contact with the past- if there was even such a thing as an authentic site to begin with."
Suggestive Museumisation ("Suggestive Musealisierung" (lit. Suggestive museamization:"Display or preservation in, or as if in, a museum." Reference: OED)
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In her autobiography, 'Weiter Leben. Eine Jugend', the literary scholar and holocaust survivor Ruth Klüger has contested whether Dachau, amongst other examples, is suitable for use as an educational facility and museum. She writes that Dachau is so clean and orderly that it almost feels inviting, as if it were evoking the memory of a former holiday camp rather than of a tortured existence. In a conversation about the growing memorialisation of memory, she expressed the view that "Pathos and Kitsch" would shift the view of reality and would not do justice to the victims. Aleida Assmann comments that for Klüger, "museumised places of remembrance" have become "Deckerinnerungen" ("screen memories").
Distorted language
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Sigrid Jacobeit analyses the distorted language of commemmoration. "The language of commemoration is ritualised, selective, variegated, standardised, and tends to explicitly transport a particular society to the relevant image of history". The past becomes decontextualised, uncoupled from political, societal and cultural concepts, and there is even an attempt "to master the past and to render it harmless for future generations". "Nie wieder!" ("Never again!") is in this case viewed as a cautionary and illusory solution.
Templates
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Jans Assmann sees it as a "threatening sign" that the culture of remembrance is sometimes reduced to a template, whereby only that which fits the template is seen as valid, and that which doesn't is rejected.
  1. ^ Arnd Krüger: Die sieben Arten in Vergessenheit zu geraten. In: Arnd Krüger, Bernd Wedemeyer-Kolwe (Hrsg.): Vergessen, Verdrängt, Abgelehnt. Zur Geschichte der Ausgrenzung im Sport. (= Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte Hoya. Band 21). LIT-Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-643-10338-3, S. 4–16; die ursprüngliche Theorie (ohne Sport) beruht auf Paul Connerton: Seven Types of Forgetting. Memory Studies. 1, 2008, S. 59–71
  2. ^ Im Zusammenhang mit der in der Europäischen Union angestrebten einheitlichen Gesetzgebung zur Bekämpfung der Holocaustleugnung haben französische Historiker in einem gemeinsamen Appell an der Strafandrohung für das Bestreiten von Tatsachen Kritik geübt:

    In einem freien Staat ist es nicht die Aufgabe irgendeiner politischen Autorität zu definieren, was die historische Wahrheit sei, geschweige denn darf sie die Freiheit des Historikers mittels der Androhung von Strafsanktionen einschränken. Wir fordern die Historiker auf, in ihren Ländern ihre Kräfte zu sammeln und sich diesem Appell anzuschließen, um der Vermehrung von Erinnerungsgesetzen Einhalt zu gebieten. Die politisch Verantwortlichen bitten wir zu begreifen, dass es zwar zu ihren Aufgaben gehört, das kollektive Gedächtnis zu pflegen, dass sie aber keinesfalls per Gesetz Staatswahrheiten institutionalisieren sollen, die schwerwiegende Konsequenzen für die Arbeit des Historikers und für die intellektuelle Freiheit insgesamt haben können.

    Appel de Blois der Vereinigung Liberte pour L'Histoire (deutsche Übersetzung zit. n. Frankfurter Rundschau vom 23. Oktober 2008).
  3. ^ Projekt der Geschichtswerkstatt Europa über die multikulturelle Erinnerung in Czernowitz – Bukowina
  4. ^ Bernd Ziesemer: Ein Gefreiter gegen Hitler. Hoffman und Campe, Hamburg 2012, ISBN 978-3-455-50254-1
  5. ^ siehe auch Freis Aufsatz von 1995 (PDF; 153 kB)
  6. ^ Diese Vergleiche bilden interessante Forschungsgebiete und ermöglichen gleichzeitig eine Annäherung und Versöhnung der Bevölkerungen. Noch grundsätzlicher wird das Problem im Konzept des Globalen Geschichtsbewusstseins angegangen.
  7. ^ Andreas Montag: Prora erinnert an Bausoldaten der NVA. Mitteldeutsche Zeitung, 23. November 2010
  8. ^ http://mr3er.de/dr-lo/index.php?t=1&c=59
  9. ^ Stefan Wolter: Asche aufs Haupt! Vom Kampf gegen das kollektive Verdrängen der DDR-Vergangenheit in Prora auf Rügen. Projekte-Verlag Halle, 2012, Band 3, ISBN 978-3-86237-888-3, abrufbar unter http://www.denk-mal-prora.de/AscheaufsHaupt2012.pdf
  10. ^ am 9./10. Dezember 2011 in Berlin (deutsche Vorankündigung durch das Haus der Kulturen der Welt und englische Vorankündigung durch die American Academy)
  11. ^ „Vergessenheit und Versessenheit“ Bericht der Frankfurter Rundschau vom 12. Dezember 2011.
  12. ^ Stefan Wolter: Prora – Inmitten der Geschichte. Bd. I: Der südliche Koloss und die Erinnerungskultur, Norderstedt 2015, ISBN 978-3738632378.
  13. ^ Nationaler Mythos oder historische Trauer?: der Streit um ein zentrales "Holocaust-Mahnmal" für die Berliner Republik, Jan-Holger Kirsch, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003, vergleiche Rezension von [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2003-3-116 Nina Leonhard, Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr, Strausberg
  14. ^ Kirsch 2003 a.a.O. S. 125
  15. ^ Kirsch 2003 a.a.O. S. 317
  16. ^ Kirsch 2003 a.a.O. S. 319
  17. ^ a b c d Lea Rosh: Holocaust-Rezeption und Geschichtskultur. In: Holger Thünemann: Zentrale Holocaust-Denkmäler in der Kontroverse: ein deutsch-österreichischer Vergleich. Schulz-Kirchner Verlag GmbH, 2005, S.159 ff.
  18. ^ Kirsch 2003 a.a.O. S. 161
  19. ^ Die Politische Meinung, Ausgaben 302-307 von Karl Willy Beer, Verlag Staat und Gesellschaft, 1995, S. 331.
  20. ^ Berlin, David Clay Large Basic Books, 15. Oktober 2007
  21. ^ Denk mal an! Erinnerung Die Geschichte ist nicht erledigt: Aber sind Denkmäler die richtigen Medien der Erinnerung? der Freitag, vom 18. November 2010 Jakob Augstein im Gespräch mit Lea Rosh, Wolfgang Wippermann und Markus Meckel
  22. ^ http://www.fr-online.de/architektur/kz-gedenkstaette-dachau-auf-dem-weg-der-erinnerung,1473352,2777216.html
  23. ^ Ruth Klüger (2012), weiter leben: Eine Jugend (in German), Wallstein Verlag, ISBN 9783835321519, retrieved 2016-05-18
  24. ^ Helmut Zeller Dachau, "Versöhnungskirche Dachau: Das Leben als Zufall", Sueddeutsche.de (in German), ISSN 0174-4917, retrieved 2016-05-18
  25. ^ Aleida Assmann (2009), Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses (in German), C.H.Beck, p. 333, ISBN 9783406585326, retrieved 2016-05-15
  26. ^ "Prof. Dr. Sigrid Jacobeit — Institut für Europäische Ethnologie". www.euroethno.hu-berlin.de (in German). Retrieved 2016-05-15.
  27. ^ Sigrid Jacobeit: KZ-Gedenkstätten als nationale Erinnerungsorte.Zwischen Ritualisierung und Musealisierung. Antrittsvorlesung 5. November 2002 Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät I Institut für Europäische Ethnologie http://edoc.hu-berlin.de/humboldt-vl/jacobeit-sigrid-2002-11-05/PDF/Jacobeit.pdf